Pfingstfahrt vom 06.06. - 09.06.03


Segeln in jedem Bereich

Doch um es voraus zu sagen, ein herrlicher Törn, den ich anders gar nicht haben will. Eigentlich nichts Ungewohntes, wenn es heißt, das Wetter macht mal wieder was es will. Doch diesmal hatte ich unerfahrene Segler an Bord und das macht die ganze Sache ein wenig komplizierter. Am Sonnabend ging es von Flensburg mit einer Sun Odyssee 34 Fuß von Flensburg aus los. Vier Erwachsene Andrea, Simone, Holger und ich sowie die Kinder Ina und Marcel im Alter von 13 Jahren wollten sich ein schönes Wochenende machen. Leinen los und mit achterlichem Wind von 3Bft ging es die Flensburger Förde entlang. Es gab zu diesem Zeitpunkt noch kein Ziel. Erst mal los und schauen wie weit wir kommen. Die Absicht, die Ostsee zu erreichen war schon da, doch der Wind und die Lust der Kinder sollte der Maßstab werden. Vorbei an alten Herrenhäusern und herrlich grünen Stränden wechselten wir ständig die Landeshoheit. Mal Deutschland und danach wieder Dänemark. Zum Glück gibt es hier keinen Zoll, sonst würden wir aus den Kontrollen gar nicht raus kommen. Die Förde bietet einem wirklich ein ideales Revier. Mit breiten und engen Stellen sowie Böen und Untiefen ist ständig Konzentration gefragt. Den Kids machte es sichtlich Spaß und sie riefen schon nach mehr Welle (abwarten). Das Wetter blieb trocken und der Wind gleich so, dass die Entscheidung kommen musste wohin. Wir standen gerade am Leuchtfeuer Kalkgrund und hatten den Tag noch vor uns. Da die Lust da war hieß es für uns raus auf die Ostsee und rüber zur Insel Erö, der Hafen von Soby sollte unser Ziel werden. Mit zum Teil raumen Winden ging es mit 5kn gut voran und nach Passieren des Kaps war Soby schon in Sicht. Der Wind fiel ein, denn das Land brachte uns eine Abdeckung und unter Maschine ging es in den Hafen. Doch Graus, der war voll und es lagen schon Viererpäckchen. Ich suchte eine Stelle, wo ein Motorboot die Innenposition hatte und dachte hier in dritter Position liegen wir ganz gut. Aber zwei Probleme kamen auf uns zu. Die Ablehnung der schon festliegenden Boote und ein Motorproblem. Nach dem Rückwärtsgehen der Maschine klappte das Umkehren auf Voraus nicht. Der Motor bockte und nur bei Vollgas kam der Vorwärtsgang rein. Ich war begeistert. Kein Platz im Hafen und eine Maschine, die nicht voll zu gebrauchen ist. Unsere Frauen fanden dann im Fischereihafen an der Mole noch freie Plätze sogar an der Wand. Also nichts wie hin und nach dem Festmachen Prost. Ein super Sonnenuntergang, den wir aus der ersten Reihe verfolgen konnten sowie Sport und Wandern standen noch auf dem Plan. Nach 37 sm war die Truppe sich einig, Klasse Tag! Am Sonntag ging es zurück, aber auch hier noch ohne Plan. Ausfahrt aus Soby und Segel hoch. Mit halben Wind von 4-5Bft konnten wir schön Lage schieben und dabei so richtigen Segelspaß haben. Nach Umrundung des Kaps ging es hoch an den Wind wo bei jedem sofort Regattastimmung aufkam. Die mitgehenden Boote waren unsere Gegner und die kleine Tour machte sichtlich Spaß. Nach hinten konnten wir die Abstände halten und nach vorne einen einholen: macht = Platz EINS. Auch wenn die anderen Boote nichts wussten. Wir nutzten den Wind bis zur Tonne Bredegrund S, die wir 1330 Uhr erreichten. Hier legten wir neuen Kurs an in Richtung Festland. Auf Höhe Falshöft kamen wir an und gingen in den Kiel - Flensburg - Weg. Eine Augenweide war eine 60 Fuß Rennyacht. Ich glaube es erkannt zu haben. Denn die 99 Nummer hatte auch das Träningsboot der Volvo Ocean Race SEB unter Gunnar Kranz. Jedenfalls so ein V60 kam und kreuzte unseren Weg im Abstand von 30 m. Vor lauter Stauen, den Racer mit Vollzeug so dicht zu sehen und das bei 5Bft, hoher Kante und Speed ließ den Gedanken an ein Foto verschwinden. Erst als sie etliche Meter weg waren, und das ging schnell, kam die Erleuchtung. Doch die Chance war dahin. Unser Ziel hieß Kalkgrund, das wir auch gegen 1515 Uhr erreichten. Nach dem Runden von Kalkgrund ging es mit südlichem Kurs auf Gelting zu. Hier wollten wir die Nacht verbringen. Der Luftdruck war in den letzten fünf Stunden um acht hPa gefallen und der Wind sowie der Regen kamen. Was dann kam, kann man sich denken. Gewitter - und schon war Bewegung im Boot. Segel reffen und alles verstauen. Der Regen nahm so stark zu, dass die Einfahrt Gelting schlecht auszumachen war. Wer nichts auf Deck zu tun hatte ging runter und Holger und ich fuhren die letzten Meter noch unter Maschine rein. Die Böen hatten bis auf 26kn zugenommen. Im Hafen war zu dieser Zeit kein großer Verkehr, so dass das Boxensuchen diesmal einfach war.
Rein und fest und Tschüß. Der Abend war Spitze. Nach dem Essen und Ausflug kamen wir zurück an einer Grillstelle vorbei. Die pure Lust am Grillen ließ uns doch tatsächlich den Kram zusammenpacken und um 2100 Uhr noch eine Runde grillen. Nach 30sm, dem Unwetter und einer immer besser werdenden Mannschaft macht so etwas nur gute Laune. Nach einer unruhigen Nacht schauten wir nicht schlecht, als es am Montag hieß, wir müssen wieder los. Ich denke, die Mannschaft hat mir nicht geglaubt. Doch zurück mussten wir ja auf jeden Fall. Es gab eine Unwetterwarnung des DWD mit Sturmböen und das aus Richtung 240-270 Grad. Nun ratet mal wo wir hin wollten. Aus den 20sm direktem Kurs wurden am Ende 36sm und das von 1000 Uhr bis 1630 Uhr. Wenn wir nicht zurück gemusst hätten, dann wäre das der ideale Hafentag. Doch so tat mit die Manschaft schon ein wenig leid. Für sie war es bestimmt sehr hart.

Die taktischen Daten sind:

Wind 22 - 32 kn in Böen 36kn -Welle bis 1,50m -Schräglage bis zu 40 Grad
Abgebrochene Fingernägel -Ausgepumpter Magen -Blaue Oberschenkel
Aufgeweichte Hände

Aber Hut ab für die Leistung meiner Mitsegler. Sie zeigten auch nie Angst oder Bedenken, ob wir es vielleicht doch nicht schaffen. Meine Anweisungen wurden zügig und eingespielt ausgeführt. Nur durch diese Gemeinschaftsleistung hielten wir das Boot am Laufen und gingen ständig weiter auf unser Ziel zu. Nach diesem Tag brauch keiner von Ihnen das Küstengebiet zu meiden. Sie haben es drauf. Als wir dann 1730 Uhr die Leinen fest hatten, konnte die Anspannung fallen. Wir hatten ja immer noch eine Fahrt von gut fünf Stunden mit dem Auto vor uns. Dafür mussten wir noch fit bleiben. Die Abnahme verlief ohne Zeitdruck. Wir konnten sogar noch etwas zu Essen machen, denn unterwegs gab es nichts. So kamen wir auf insgesamt 102sm an diesen drei Tagen mit allen Wettererscheinungen, die man sich vorstellen kann. Pfingsten 2003 so schön, turbulent und erholend wie lange schon nicht mehr.

Bis die Tage
Burkhard