Reise nach Feuerland
Ein Reisebericht vom Segeln am Ende der Welt !
Ein Termin und ein Ort und das Problem dort rechtzeitig anzukommen. Ich rede von der südlichsten Stadt der Welt Ushuaia gelegen am Beagle-Canal auf Feuerland. |
Wir, das sind Olli, Joe und Derk aus Borkum sowie Ronald aus Frankfurt und ich. Der Eigner Wolf Kloss lebt dort und erwartete uns gemeinsam mit seinem Gehilfen Oswaldo zu einer Segelreise am Ende der Welt. | |
Einfach lossegeln geht in dieser Gegend nicht, denn man verläßt Argentinien und reist nach Chile ein. Dazu kommt, daß jeden Tag ein Funkspruch abgesetzt werden muß um den Aufenthalt zu melden. Es erfolgt eine ständige Kontrolle wer gerade wo ist und für den Höhepunkt der Reise mußten wir in Deutschland schon einen Antrag stellen und persönliche Angaben machen. Nur wer dies einreicht darf um das KAP HORN segeln und dort anlanden. |
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Die ersten beiden Tage ging es mit 2 Bft Wind gemütlich den Beagle-Canal herunter in dem wir die karge Natur und die spärliche Tierwelt bewunderten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kormorane unsere ständigen Begleiter, die sich an den Menschen gewöhnt haben und frech mit uns spielten. Auch ließen uns die Pinguine und Seelöwen an sich heran. Auf Grund der Naturschutzbestimmungen können diese Tiere unbehelligt auf ihren Stränden und Klippen leben und zeigen keinerlei Scheu. Auch der mitlaufende Motor unserer Segelyacht "Santa Maria" beeindruckte sie überhaupt nicht. Dazu konnten wir Krebse und Krabben im klaren Wasser beobachten Diese Krabben sahen durch ihre rote Farbe schon bedrohlich aus und für mich der um solche Tiere immer einen Bogen gemacht hatte erschienen sie mir schon groß. Doch es handelte sich hierbei nur um die Kinderstube und ich sollte am Abend eines besseren belehrt werden. |
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An den beiden Abenden machten wir zuerst in Pto Williams und in Puerto Torno fest. Hierbei ist Pto Williams die letzte Siedlung und P. Torno ein letzter Schutzhafen vor dem Ende jeglicher Zivilisation. Ein Vorstellung die mir schon Ehrfurcht vor dieser Gegend einflößte. |
In Pto Williams ist der Höhepunkt der Club Nautico dem wir unbedingt einen Besuch abstatten wollten. Es handelt sich hierbei um ein auf Grund gesetztes Rheinschiff aus Deutschland. In den unteren Räumen ist das Meer mit all seiner Lebensform vertreten. Die Gezeiten durchlaufen das Wrack und geben dem Ort eine eigene Atmosphäre. Der Club selbst ist gemütlich windschief und wird über eine offene Feuerstelle geheizt. Bei dem Nationalgetränk dem Pisco Sauer und Geschichten derer die von dort kommen wo wir erst hin wollen geht so ein Abend schnell und in super Stimmung vorbei. Es werden hier Gästebücher seit 20 Jahren geführt. Jeder schreibt gerne ein paar Zeilen hinein und ich nehme mir vor bei der Rückfahrt mich hier auch zu verewigen.
P. Torno ist dagegen nur ein Steg an dem sich am Abend die Fischer treffen um ihre Ladung an die Verarbeitungsschiffe abzugeben. Wir legten uns mit daneben und wußten leider schon, daß die Nacht um 04.30 Uhr zu Ende sein wird, da die Fischer wieder raus wollen. Aber auch ein Weltumsegler macht mit uns gemeinsam am Pier fest. Es war ein Katamaran aus Litauen der bis hierher schon gekommen war. Man sah es ihm aber auch an. Kaum Farbe, Reling verbogen und Mast geknickt, weswegen er auch hier einen Stop einlegen mußte um den Fehler zu beheben. Die Mannschaft bestand aus drei Männer und einer Frau die trotz alledem ihr Ziel nicht aufgeben. | |
Unser Bootsmann Oswaldo der als Chilene natürlich keine Berührungsängste gegenüber den Fischern kannte, handelte mit ihnen unser Abendbrot aus. So wanderten ein paar Schachteln Zigaretten und Kekse sowie eine Flasche Rum den Besitzer und wir konnten so viele Krabben haben wie gewollt. Ich sage es Euch gleich vorher, wir haben sie nicht geschafft. Trotz großem Einsatz von Derk der dafür so schien es mir sich einen zweiten Magen organisiert hatte. |
Bis jetzt hatten wir 50sm weg und wurden in die Wildnis entlassen. Heute am 13.03. stand die Fahrt über die Bahia Nassau auf dem Plan und dieses Gewässer hat es schon in sich. Fallwinde und ein Düseneffekt von west nach ost geben dieser See einen krabbligen Charakter und die Möglichkeit, bei einem Wetterumschwung eine hohe Kreuzsee aufzubauen. Da der Luftdruck bei 1005 Bar lag und sich in den letzten Tagen kaum verändert hatte sahen wir kein Zeichen dafür die Überfahrt nicht zu starten.
Die Fischer hatten schon das ihre mit dem frühen Aufstehen getan und so gingen wir gleich auf Kurs und nahmen ein leichtes Frühstück unterwegs ein. Es sollte eine Überfahrt werden die sich bis 18.20 Uhr hinzog ehe der Anker fiel. Unser Ziel die Bucht Puerto Maxwell ist eine geschützte Ecke und als wir ankamen war eine franz. Segelyacht schon da. Wir gingen längsseits und brachten noch eine Leine an Land. Dies sollte und reichte auch um ruhig und sicher zu schlafen. |
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Die Überfahrt der Bahia Nassau bracht dagegen den ersten Segelspaß. Wir hatten Wind der Stärke 6Bf und deshalb schon beim Ablegen ein Reff eingelegt. Das Wetter hielt sich obwohl der Luftdruck auf 995 Bar fiel. Das Gicht überkam war uns allen als Segle ganz Recht, denn nach zwei Tagen Kanalsegeln kannten wir das Boot und waren schon an ein wenig mehr interessiert. Die Wolkenfetzen in Verbindung mit den Bergen die alle Schneebedeckt sind, dazu die ersten Delphine die uns begleiteten gaben dieser Etappe einen ganz besonderen Reiz. Wir machten an diesem Tage 55sm und hatten im Rücken die Insel Navarino und vor uns die Insel Wollaston. Sie bildet das südliche Inselarchipel mit all den kleinen und großen Inseln die zerklüftet und trotzdem schön anzusehen sind. Sie sind alle mit Bäumen bewachsen die durch ihre Lederart auch im Winter ihre Blätter behalten. Gras und Moos bedecken die Hänge und ich stelle mir vor, daß hier die Indianer gelebt haben. Es gab hier drei Stämme die nur mit Fellen bekleidet auf Fischfang gingen bzw. nach Muscheln tauchten. Hier fiel der Entschluß, auf der Rückfahrt in Pto Williams das Museum zu besuchen. Martin Gisinde hatte durch seine Expeditionen das Leben erforscht und in seinen Büchern "Der traurige Blick" wiedergegeben. Ein Besuch der sich später noch lohnen sollte. |
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Am Abend des 13.03.01 ließen wir uns über Kurwelle ein Wetterfax senden welches die Situation am Kap Horn zeigte. |
Da endlich der erste Blick aus der Ferne auf den Felsen. Von jetzt an konnten wir mit dem Auge unser Ziel ausmachen. Es war 0920 Uhr und vor uns lagen rund 90sm bis zur Bucht am Kap Horn. Wir hatten natürlich vor der Polizeistation einen Besuch abzustatten. Es ging die ganz Zeit mit Raumschots in Richtung des Kaps und jeder wurde schon unruhig. Plötzlich wurden wir durch Wolf darauf hingewiesen, das es hier noch zwei Untiefen gibt. Es handelt sich dabei um zwei Felsen die normalerweise herausschauen und nur bei Seegang von den Wellen verschluckt werden. Diese Felsen konnten wir nicht mehr sehen, nur an der hellen Farbe des Wassers konnte ich sehen, daß hier etwas anders ist als sonst überall. Diese Felsen sollten auch für uns die Orientierung sein die Wellenhöhe festzustellen. Da unser Eigner Wolf hier wohnt kennt er die Wettererscheinungen genau. Es war eine Zunahme der Wellenhöhe und des Windes festzustellen worauf keiner außer Wolf etwas gab. Sie vollzogen sich ohne äußere Veränderungen der Sicht. Die grauen Wolken am Horizont nahm auch ich nicht für bedrohlich. Aber nach dem Hinweis von Wolf konnte ich beobachten, wie schnell sie herankamen. So etwas gab es auf der Nordsee nicht und schon vor ihrem eintreffen nahm der Wind zu. Wir nahmen den Windmesser und staunten nicht schlecht über die 42knoten Wind. Auch die Temperatur war runter auf gefühlte minus vier Grad. Plötzlich kam das Wasser auch durch die Luft. Der Wind riß von den Wellenbergen die Gicht ab und trieb sie uns in das Gesicht. Naß und kalt und eine Wellenhöhe von 6m entstanden innerhalb von 20min und durch die Strömung gab es vor Kap Horn auch noch eine Kreuzsee. Mit einemmal merkte ich die Kraft der Natur die nur hier wo sie durch keine Landmasse mehr gebremst wird. Der Moment der südlichsten Umrundung vor Kap Horn war dann um 1144 Uhr geschafft. Die Flasche Sekt schmeckte salzig denn die See ging immer noch über und ein Teil wurde somit verschüttet. Jeder von uns nutzte die paar Minuten für sich um dieses Ereignis zu verarbeiten. Für mich stand fest: Das war es! - Das war der Moment von dem ich geträumt hatte- Und ich dachte auch an die, die vor mir versucht hatten hier vorbei zu kommen und leider nicht vom Glück beschienen waren. Ich wußte in diesem Moment auch, man sollte diese Herausforderung nicht überspitzen. Die Veränderung der Wetter geht so schnell das eine Fehleinschätzung katastrophal Enden kann. |
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Das Fotoschuting mußte abgebrochen werden, weil wir die Santa Maria nicht mehr auf der Stelle halten konnten. Wir nahmen Fahrt auf und zogen mit den Wellen an der Steilküste vorbei. Die lange Dünung machte das Segeln wieder angenehm und als es um die letzte Klippe ging um die Bucht von Kap Horn anzusteuern merke man das der Wind auch wieder zurück ging und sich bei 25knoten einpendelte. |
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Das Aufstehen war für keinem von uns ein Problem und ich war sogar froh wieder aus der Koje zu kommen. Ein Blick aus dem Fenster brachte nur Wasserfetzen zur Ansicht. Was muß das für eine Waschküche dort draußen sein wenn das Fenster schon Wasser zeigt. Der Wind hatte immer noch 45knoten und nahm die Gicht mit sich. An der Nordsee bedeutet dies ein Hafentag steht an, doch hier, dick anziehen und los geht's. |
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Der heutige 16.3. wurde ein Tag den ein Segler eigentlich gar nicht gerne hat, denn die Wetterbedingungen waren für uns so ungünstig, daß an Segeln überhaupt nicht zu denken ist. Es wurde daraufhin die Abfahrt vorverlegt und um 0800 Uhr ging es mit Motor und den sollten wir an diesem Tage nicht mehr ausmachen, los. Bei Wind um die 35knoten und Welle genau von vorn sowie ein Strom gegen uns von 2knoten baute sich eine Welle von 3m auf die wir nie mit kreuzen besiegt hätten. Selbst mit unserem starken Motor konnten wir nur 2-3knoten Fahrt machen und das bei fünf auf der Logge. Bis 1700 Uhr ging es so weiter und das aufbäumen unserer Santa Maria war schon toll. Für uns war es ungemütlich ständig so hochgehoben zu werden und durch den hohen Aufbau war es auch schwer Kurs zu halten. Der Luftdruck fiel weiter und landete am Abend bei 986 Bar was zum Vortag eine Abnahme von 1006-986= 20Bar bedeutete. Wir haben diesen Unterschied gespürt. |
Der zweite Teil der Reise, der sich setzt anschließen sollte brachte uns weite in den Norden wo die Ausläufer der Chilenischen Bergwelt ihr Massiv bis an das Meer trägt. Diese Berge, die das ganze Jahr über mit Schnee bedeckt sind, speisten eine Unzahl von Gletscher die bis ins Wasser reichten. Hier kalbten sie dann und trieben als Schollen hinaus auf das Meer. Wir konnten uns eine ganze Anzahl von ihnen anschauen, besteigen und auf ihren Bruchstücken sogar treiben lassen. Wir suchten natürlich nach Festeis um es im Whisky singen zu lassen. Er schmeckt besser den je wenn man bedenkt, daß dieses Eis schon einige zehntausend Jahre alt ist. Der gesamte Gletschermassiv ist so groß, daß man 10 Tage benötigen würde in einmal zu queren. Doch wir tranken es lieber als auf ihm spazieren zu gehen. |
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Am letzten Abend waren wir dann schon wieder in Sichtweite von Ushuaia in einer kleinen Bucht und machten es uns noch einmal so richtig gemütlich. Bei Ebbe wurde an einer freien Stelle ein Feuer entfacht, was bis in die Nacht hinein uns Wärme und Gemütlichkeit bescherte. Die Glut zogen wir hervor um unsere Pfanne damit zu heizen. Die Steaks schmeckten hervorragend und das Besondere dieser Atmosphäre ließ bei allen die Augen leuchten. Wir glaubten sogar die Raumstation Mir gesehen zu haben auf einer ihrer letzten Runden denn in dieser Nacht sollte sie verglühen. Diesen letzten Abend ließ nach Mitternacht jeder für sich ausklingen, denn am nächsten Tag war Zivilisation angesagt. Nach zwei Wochen hatte ich einen gewissen Abstand hergestellt und mir ging es gut, mir fehlte nichts und der Gedanke an die Hektik der Stadt ließ mich diese herrliche Umgebung noch tiefer aufnahmen. Einige gingen ins Bett um mit ihren Gedanken allein zu sein. Olli, Joe, Derk und ich schmiedeten Pläne wie man hier leben könnte, denn eins war klar: wir waren durch diese Reise in den Bann dieser Region gezogen worden. |
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Bis die Tage
Burkhard